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Trauer- und Beerdigungsdienst durch Ehrenamtliche in unserer Pfarrei
Die Toten zu begraben und die Trauernden zu trösten, diese beiden Dienste gehören nach jüdisch-christlichem Verständnis seit jeher zu den geistlichen und leiblichen Werken der Barmherzigkeit.
Das zweite Vatikanische Konzil machte vor rund 60 Jahren deutlich, dass jede Gemeinde vom Engagement der Laien lebt. Frauen und Männer engagieren sich in den verschiedensten Kreisen, im Kirchenvorstand oder auch im Pfarreirat und dessen Sachausschüssen. Das hat sich stetig weiterentwickelt, so dass es heute viel mehr Möglichkeiten als damals gibt, besonders auch im seelsorglichen Handeln.
Und so lautet heute die Antwort auf die Frage »Wer beerdigt unsere Toten?«: Männer und Frauen, die aufgrund ihres Charismas, ihrer Ausbildung und der Beauftragung durch den Bischof dazu befähigt sind.
In St. Martinus haben wir bereits zwei Frauen, die diesen Dienst seit August 2019 sehr erfolgreich absolvieren, Anne Leroy und Anneliese Bussmeier. Unterstützung erfährt die Gemeinde auch von Mieke Tumbrink, die seit Oktober 2022 14tägig Wortgottesfeiern im St. Gertrudenstift leitet und seit Juli 2024 im ehrenamtlichen Begräbnisdienst in St. Martinus tätig ist. Entsprechende Ausbildungen hat Frau Tumbrink im Jahr 2002 in der Leitung von Gemeindegottesdiensten/Wortgottesfeiern und 2005 zur Seelsorgerin im Trauer- und Begräbnisdienst im Bistum Aachen absolviert. Seit April 2017 lebt sie mit ihrem Ehemann in Greven.
Und wie Sie im Osterpfarrbrief 2024 (Seite 20-22) lesen konnten, haben sich drei weitere Gemeindemitglieder auf den Weg gemacht.
Martina Beffart, Maria Mönnighoff und Burghard Claus wurden in einem umfangreichen Kurs ausgebildet und so auf den Beerdigungsdienst vorbereitet. Schon Ende letzten Jahres ging es los. In Informations- und Entscheidungsgesprächen wurde grundsätzlich über die Aufgabe gesprochen, über die besonderen Herausforderungen, aber auch über die Wirkung der direkten Seelsorge.
Und so haben sie in den letzten Monaten sieben Module absolviert:
Modul 1: Leben, Sterben, Trauer, Hoffen in meiner Erfahrung
Modul 2: Tod und Auferstehung in christlicher Perspektive
Modul 3: Die kirchliche Begräbnisfeier
Modul 4: Unser Gottesdienst, seine Gestaltung und Rollen heute
Modul 5: Vom Trauergespräch zur Predigt
Modul 6: Ich als Begräbnisleiter/in meiner Pfarrei
Modul 7: Abschlussgespräch und Gottesdienst mit bischöflicher Beauftragung
In dieser Zeit wurden sie sehr intensiv von ihrer Mentorin, Maria Wagner, begleitet, die als Ansprechpartnerin zur Verfügung stand. Das ganze Seelsorgeteam hat die Drei besonders unterstützt und vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass in der letzten Zeit bei Beerdigungen auch hospitiert wurde. Praxiserfahrungen vor Ort bereits während des Kurses zu sammeln, beispielsweise durch Ermöglichung der Teilnahme an Bestattungen, Kondolenzgesprächen und die Übernahme liturgischer Dienste, war für die Drei sehr wichtig.
Am Ende der Ausbildung erfolgt die Beauftragung für die Übernahme des Trauer- und Begräbnisdienstes in schriftlicher Form durch den Bischof. Diesen Akt vollziehen wir in unserer Pfarrgemeinde am 13. Oktober 2024 in der Messe um 10.30 Uhr in der Martinuskirche. Wenn allerdings großer Bedarf sein sollte, können die beiden „Neuen“ Maria Mönninghoff und Burghard Claus schon eher diesen Dienst ausführen.
Martina Beffart musste aus privaten Gründen den Kurs unterbrechen und schließt daher die Ausbildung erst im Dezember ab. Dennoch möchten wir sie auch jetzt schon zusammen mit den anderen der Gemeinde vorstellen.
Die Toten zu begraben und die Trauernden zu trösten ist uns in St. Martinus ein besonderes Anliegen. Und deshalb begrüßen wir die „Neuen“ ganz besonders herzlich in unserem Seelsorgeteam.
Im Pastoralplan von St. Martinus wird die „Förderung der ehrenamtlichen Mitarbeit und der Laienpastoral“ als „eine gute Möglichkeit der gabenorientierten Seelsorge“ (S. 35) vorgestellt. Weiter heißt es dort: „Wir sprechen die Menschen unserer Gemeinde aktiv auf ihre Charismen an und eröffnen ihnen Möglichkeiten der seelsorglichen Mitarbeit“ (S. 35). Seit dem Jahr 2016 hat das Bistum Münster den Beerdigungsdienst für ehrenamtliche Laien geöffnet.
Aufgrund personeller Verkleinerung bei den hauptamtlichen Seelsorger*innen suchte das Pastoralteam schon seit längerem nach kompetenten Frauen und Männern, die Interesse an dieser Aufgabe hätten. Im Jahr 2018 hatten Anneliese Bussmeier und Anne Leroy sich dafür entschieden und als erste Ehrenamtliche in unserer Pfarrgemeinde die Ausbildung angefangen. Beide waren schon seit vielen Jahren mit unterschiedlichsten Aufgaben in der Pfarrgemeinde aktiv, seit 2019 nun auch im Beerdigungsdienst.
Was ist Ihre Motivation für diese Aufgabe? Was bringen Sie dafür schon mit?
Anneliese Bussmeier: Wir wurden gefragt, ob wir uns diesen Dienst vorstellen könnten. Ich erhielt auch Informationen über den Ausbildungskurs, so dass ich eine genauere Vorstellung bekam, worauf ich mich einlassen würde.
Anne Leroy: Am Anfang war ich, wie Anneliese, überrascht und erfreut, dass andere mir diese Aufgabe zutrauen. In meiner Lebensgeschichte kam ich oft mit Tod und Sterben in Berührung. Ich bin dankbar für diesen Erfahrungsschatz. Er gibt mir Kraft, als Hospizhelferin für anderen Menschen und ihre Angehörigen in der Sterbebegleitung da zu sein. Nun darf ich ihnen bald auch bei der Beerdigung zur Seite stehen.
Anneliese Bussmeier: Auch in meiner Lebensgeschichte musste ich das Sterben geliebter Menschen durchstehen. Mein Glaube gab und gibt mir eine innere Kraft, so dass ich nun auch anderen Menschen in der Trauer zur Seite stehen kann. Als Lektorin, Kommunionhelferin und Messdienerin bin ich mit einer aktiven Rolle in einem Gottesdienst schon vertraut.
Wie erleben Sie die Ausbildung? Was gefällt Ihnen daran besonders?
Anne Leroy: Die verschiedenen Themen der Ausbildung sind sehr interessant und aufeinander abgestimmt. Dort bekomme ich das „Handwerkszeug“, das ich für den Beerdigungsdienst brauche.
Anneliese Bussmeier: In der Ausbildungsgruppe herrscht gegenseitiges Vertrauen. Wir können offen miteinander über unsere Fragen reden. Sehr interessant wird es, wenn wir uns über die Erfahrungen mit der Praxis, zum Beispiel auf den Friedhöfen, austauschen.
Anne Leroy: Wir werden durch das Bistum Münster sehr gefördert, müssen aber auch konkrete Aufgaben tun. Dabei hat der ein oder andere schon neue Fähigkeiten entdeckt. Das Miteinander macht einfach Spaß.
Wovor haben Sie aber auch Angst? In welcher Form erhalten Sie Unterstützung?
Anneliese Bussmeier: Etwas Angst kommt schon auf, wenn ich daran denke, ob ich alles „richtig“ machen werde. Wie werden wir als Ehrenamtliche in der Pfarrgemeinde und von den trauernden Angehörigen angenommen?
Anne Leroy: Ja, das geht mir auch so, aber wir helfen uns gegenseitig und bekommen Unterstützung durch unsere Mentorin Maria Wagner, mit der wir regelmäßig Gespräche haben. Wir dürfen bei Trauerbesuchen aller Seelsorger dabei sein und profitieren so von ihrer Routine.
Anneliese Bussmeier: Gut finde ich auch, dass wir zu zweit aus unserer Gemeinde diese Ausbildung machen. Da können wir uns jederzeit gegenseitig unterstützen.
Was erhoffen Sie für Ihr zukünftiges Tun? Was wünschen Sie sich?
Anne Leroy: Ich möchte den trauernden Menschen so zur Seite stehen, dass der Abschied am Grab für sie tröstlich werden kann.
Anneliese Bussmeier: Ich erhoffe mir, dass die Trauergespräche auch bei mir so vertrauensvoll werden, wie ich sie bei den anderen Seelsorgern erlebt habe.
Anne Leroy: In der heutigen Zeit finde ich es wichtig, dass die Menschen in der katholischen Kirche –bei all den Skandalen und Missbrauchsfällen- auch positive Erfahrungen machen können, dass die Stellung der Frau in der Amtskirche durch unseren Beerdigungsdienst gestärkt und mehr in den Fokus genommen wird.
Hier können Sie einen Zeitungsbericht über den Ausbildungskurs 2024 lesen, wie er zum Beispiel am 8.10.2024 in der Grevener Zeitung erschien.