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Vor ein paar Jahren hat mein kleiner Neffe einmal auf die Frage, was sein Vater denn für eine Arbeit hätte, geantwortet: Er ist so was wie ein König! Mag sein, dass es daran liegt, dass der Kleine in Frankreich aufwächst und sich Bilder der großen französischen Könige bei ihm schon früh eingeprägt haben. Vielleicht wollte er aber auch einfach nur das ausdrücken, was er verstanden hatte vom Beruf seines Vaters, der ein Altenheim geleitet hat, nämlich dass er Chef war. Wie ich überhaupt immer wieder feststelle, dass gerade bei Jungs das eine der wichtigsten Fragen ist: wer hat’s zu sagen, wer ist Chef? Da war es ihm ein Genuss, antworten zu können, mein Vater ist so etwas wie ein König.
Wer hat’s zu sagen in der Gesellschaft? Wir haben ja in diesem Jahr einen, na sagen wir halben Regierungswechsel hinter uns. Aber so einfach ist das nicht mit dem Chef sein. Das haben die langwierigen Koalitionsverhandlungen vor ein paar Wochen gezeigt. Klare und eindeutige Ideen umzusetzen wird immer wieder begrenzt von äußeren Faktoren. Staatsverschuldung und globale Finanzkrise ersticken manch gute Idee schon im Keim. So dass man sich manchmal fragt: wer oder was regiert eigentlich wirklich die Welt? Das Geld? Der Markt? Wirtschaftsinteressen?
Ich muss manchmal schmunzeln, wenn Ehemänner sagen: Meine Regierung hat mir verboten dies oder jenes zu tun. Sie meinen damit ihre Frau. Und lassen doch gleichzeitig im Unterton mithören, dass sie sich dieser Regierung (meistens) gerne unterstellen. Wahrscheinlich weil sie wissen, dass ihre Frau sie liebt – nehm’ ich mal an. Wer oder was hat’s zu sagen in meinem Leben? Wer regiert meine Tagesplanung? Meine Lebensgestaltung?
Jesus wurde vor zweitausend Jahren auch mal gefragt: bist du ein König? Das war ein Moment, in dem manch anderer den Schwanz eingezogen hätte. Mit gebundenen Händen stand er da vor dem, der tatsächlich die Macht hatte, ihn zu verurteilen, der römische Stadthalter Pilatus. Trotzdem hat er geantwortet: Ja, ich bin ein König. Aber mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Er meinte: in meiner Regierung geht es nicht um Profitmaximierung und auch nicht darum, die nächsten Wahlen zu gewinnen und deswegen Versprechungen zu machen, die ich gar nicht einhalten kann. Was ich versprechen kann, ist ein Leben in Fülle. Dazu bin ich gekommen. Nicht ein bisschen Leben, nicht bloß Grundsicherung und Mindestlöhne. Wer sich mir anvertraut, den führe ich zur Fülle des Lebens.
Jesus Christus als König. So hieß der Sonntag gestern. Christkönig. Um daran zu erinnern, dass, bei allen Regierungen, die in der Welt nötig sind, es noch ein anderes Königtum gibt, das anders ist: es geht von der Frage aus, wer es in meinem Herzen zu sagen hat. Vielleicht lohnt sich da tatsächlich ein innerer Regierungswechsel. Weil ich bei keinem anderen König so sicher sein kann, dass er mich bedingungslos liebt.
Noch einmal: es lohnt sich, ihn – Jesus Christus – auch in die Planung dieser Woche mit hinein zu nehmen.
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Text: Martin Sinnhuber